Biografie
Er hat sich früh darauf spezialisiert, sich nicht zu spezialisieren: Sebastian Gottschick, 1959 in Düsseldorf in eine Kirchenmusiker-Familie geboren, studierte Dirigieren, Komposition und Geige in Köln, Berlin, Hamburg und an der Juilliard School in New York. Er ist in der Neuen Musik ebenso zuhause wie in der Alten, als Dirigent ebenso tätig wie als Komponist und Bearbeiter, als Geiger und Bratscher wie als Lehrer.
Zum Ensemble Oriol Berlin kam er 1989 zunächst als Konzertmeister, bevor er 1993 die Künstlerische Leitung übernahm. Stilistische Vielseitigleit war auch das Programm dieses Kammerorchesters; mit Solisten wie Christian Tetzlaff, Andreas Staier, Anner Bylsma, Christine Schäfer, Markus Stockhausen, Petra Müllejans, Bernhard Forck und vielen anderen spielte das Ensemble Musik aller Epochen vom Vorbarock bis zu Uraufführungen.
Gleichzeitig gilt Gottschicks Interesse der Oper, vor allem in ihren kleinen Formen. 1994 bis 2003 war er Musikalischer Leiter der Neuen Opernbühne Berlin. Er gastierte an der Berliner Kammeroper, am Hans-Otto-Theater Potsdam, am Theater Basel, am Teatro La Fenice Venedig, am Teatro Sao Carlos Lissabon und am Schauspielhaus Zürich. Zuletzt leitete er Uraufführungen von Christoph Coburgers Null Tote in Bochum, Mela Meierhans’ Tante Hänsi in Basel und Daniel Fueters Forelle Stanley in Zürich. Seit 2005 ist er Musikalischer Leiter des ensemble für städtebewohner wien/ berlin, das sich neuen Formen des Musiktheaters widmet.
Als Dirigent arbeitete er zuletzt mit Orchestern und Ensembles wie dem Klangforum Wien, der MusikFabrik, der Kammerakademie Potsdam, den Düsseldorfer Symphonikern, Rundfunkorchestern in Frankfurt, Warschau, Berlin, Stuttgart und München. Eine besondere, langjährige und freundschaftliche Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem ensemble für neue musik zürich, für das er u.a. seine Partita (2008) „Whispers of Heavenly Death“ (2009) und, mit Christoph Coburger, „Memento mori“ (2011) schrieb. Eine kürzlich erschienene CD mit seinen Adaptionen von Charles Ives-Liedern erhielt enthusiastische Kritiken; Arrangements von Werken von Enescu, Milhaud und Copland für das Alliage-Quintett erschienen 2013 bei Sony.
Als Geiger und Bratscher widmet er sich vor allem der Kammermusik. 1994 gründete er zusammen mit Ariadne Daskalakis, Bernhard Forck und Anna Carewe das Manon Quartett Berlin. Das Quartett spielt sowohl auf alten wie auf modernen Instrumenten. 1996 waren die Musiker Quartet in Residence beim Tanglewood Festival. Die Begegnung mit Eugen Lehner, dem Bratscher des legendären Kolisch-Quartetts, prägte sie nachhaltig.
Sebastian Gottschick ist verheiratet mit der Geigerin Ariadne Daskalakis, hat zwei Kinder und lebt in Köln, wo er an der Musikhochschule unterrichtet.